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Ditramax – Kommunikation zwischen Labor und Praxis

Patrice Margossian, Manon Vuillemin, Stephen Koubi, Pierre Andrieu, Gilles Laborde

INNOVATION
ÄSTHETIK

Zusammenfassung
Ziel der ästhetischen Zahnmedizin ist, ein Gebiss mit ansprechenden Proportionen und
harmonischem Zusammenspiel
der Zähne mit Zahnfleisch,
Lippen und Gesichtszügen
(wieder)herzustellen. Die Übermittlung der entsprechenden
Parameter an das zahntechnische Labor ist ein entscheidender Faktor für den ästhetischen
Erfolg von Versorgungen im
Frontzahnbereich. In diesem
Beitrag wird das DitramaxSystem (Ditramax, Marseille,
Frankreich) vorgestellt. Es
ermöglicht die Registrierung
der ästhetischen Bezugsachsen
und -ebenen des Gesichts und
deren direkte Übertragung auf
das Arbeitsmodell. Außerdem
können die Daten unkompliziert an das Labor gesendet
werden.

Indizes

Ditramax – Kommunikation zwischen
Labor und Praxis

Ditramax, ästhetische Ebene,
Kommunikation, Bezugsachse,
Datenübertragung

Patrice Margossian, Manon Vuillemin, Stephen Koubi, Pierre Andrieu, Gilles
Laborde

Ziel der ästhetischen Zahnmedizin ist, ein ansprechendes dentogingivales Erscheinungsbild
des Patienten in Harmonie mit dem Lächeln und den Gesichtszügen (wieder)herzustellen.1
Voraussetzung hierfür ist die Gesichtsanalyse nach ästhetischen Kriterien, die Harmonien
und Disharmonien zwischen dem oralen Bereich und dem Rest des Gesichts identifiziert.
Der Schlüssel zum Erfolg der ästhetischen Behandlung – und zu einer modernen Zahnmedizin allgemein – ist eine prothetische Planung, die die ästhetischen und funktionalen
Verhältnisse gleichermaßen umfasst. Sie legt die Morphologie der geplanten Restauration
fest, unterstützt den Zahnarzt bei der Festlegung von Zahnpräparationen, Gingivaverlauf
und Implantatpositionen und liefert Entscheidungshilfen zu Gingivatransplantaten oder
Knochenaugmentationen.2
Die Planungsarbeit selbst wird in den meisten Fällen an den Zahntechniker delegiert, der
ein diagnostisches Wachsmodell direkt auf dem Gipsmodell anfertigt. Das Wachsmodell
wird dann im Mund einprobiert und vom Patienten und vom zahnärztlichen Behandlungsteam geprüft. Dieser Schritt ist für den Erfolg der gesamten Behandlung von entscheidender Bedeutung.
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Einleitung

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Abb. 1 Unterschiedliches
ästhetisches Erscheinungsbild
des gleichen Lächelns je nach
fotografischem Blickwinkel.

Die meisten Fehler bei der Wachsmodellation gehen auf die Tatsache zurück, dass der
Zahntechniker das Gipsmodell nicht so betrachtet wie der Zahnarzt die oberen Frontzähne,
wenn der Patient lächelt. Bei unterschiedlichen Betrachtungswinkeln – sowohl vertikal
(nach oben bzw. unten gekippt) als auch horizontal (Rotation nach links bzw. rechts) – entstehen fast unvermeidlich Zahnmorphologien, die entweder in der vertikalen Dimension
oder in der Frontalebene der mittleren Schneidezähne vom Optimum abweichen.3 Klinische Fotos sind unverzichtbare Hilfsmittel in der ästhetischen Zahnmedizin. Man muss
jedoch auf Fehlinterpretationen achten, die sich aus einer fehlerhaften Achsenausrichtung
ergeben können. Frontzahnaufnahmen ein und derselben Person können nämlich je nach
der fotografischen Bildachse ein sehr unterschiedliches Erscheinungsbild zeigen (Abb. 1),
was den Zahntechniker bei seiner Planung vom richtigen Weg abbringen kann. Ein aus einem zu niedrigen Blickwinkel aufgenommenes Foto kann beispielsweise dazu führen, dass
die Zahnkronen zu lang geplant werden.
Fotos sind daher zwar eine wertvolle Hilfe, aber für sich allein gesehen als Grundlage
nicht ausreichend. Erforderlich ist darüber hinaus das Anzeichnen von zwei ästhetischen
Gesichtsachsen (horizontal und vertikal) auf dem Gipssockel des Modells, möglichst nahe
dem Arbeitsbereich.
Die Aufgabe des Ditramax-Systems4 besteht genau darin, diese Achsen zuverlässig zu
registrieren, sodass sie nicht mehr freihändig auf dem Patientenfoto eingezeichnet werden
müssen, was immer nur eine grobe Annäherung sein kann. In diesem Beitrag wird der
Einsatz des Ditramax-Systems anhand eines klinischen Falls illustriert, in dem der obere
Frontzahnbereich mit Keramikveneers und einer implantatgetragenen Krone ästhetisch rehabilitiert wird.

Fallbericht Eine 70-jährige Patientin wünschte sich ein jünger erscheinendes Lächeln (Abb. 2 und 3).
Die oberen Frontzähne wiesen zahlreiche Kompositfüllungen und erhebliche Abnutzungen
an den freien Kanten auf (Abb. 4). Zahn 11 wies eine Metallkeramikkrone mit erheblicher
Sekundärkaries auf Höhe des Kronenrands auf.

Klinische und Fotos von Gesicht, Lächeln und Zähnen sind für jede ästhetische Behandlung unbedingt erfotografische Analyse forderlich. Sie ermöglichen eine Analyse des Lächelns, bei der die wichtigsten ästhetischen
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Abb. 3 Lächeln der Patientin (Ausgangssituation).

Abb. 2 Gesicht der Patientin (Ausgangssituation).

Abb. 4 Intraorale Ansicht (Ausgangssituation).

Disharmonien identifiziert werden. Die vertikale Achse stellt die sagittale Medianebene dar.
Die horizontale Achse ist von vorne parallel zur Bipupillarlinie und von der Seite parallel
zur Camperschen Ebene ausgerichtet. Damit lässt sich beispielsweise leicht eine fehlende
Parallelität zwischen der Bipupillarlinie und der Inzisalebene oder eine Abweichung der
Interinzisalachse von der sagittalen Medianebene erkennen.5 Diese erste Analyse zeigt, welche Zähne therapiebedürftig sind und ob prothetisch-restaurative Maßnahmen ausreichen
oder ob ein plastisch-parodontalchirurgischer Eingriff oder kieferorthopädische Maßnahmen erforderlich sind.
Die ästhetische Analyse bei der hier vorgestellten Patientin ergab eine abgeflachte Inzisalkurve in Kombination mit abradierten Schneidekanten, einen unharmonischen Verlauf
des Gingivasaums der beiden mittleren Schneidezähne und ein ungünstiges Längen-Breiten-Verhältnis bei Zahn 11.
Als Erstes biss die Patientin auf der Ober- und Unterseite auf eine Bissgabel, die mit einem
schnellaushärtenden Silikonmaterial zur Bissregistrierung (BISICO Regidur I, bisico, Bielefeld) beschichtet war. Anschließend wurde das Ditramax-System auf den Stiel der Bissgabel
montiert. Fünf verschiedene Klemmen erlauben die Ausrichtung und Zentrierung entsprechend der ästhetischen Gesichtsachsen (Abb. 5a):
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Registrierung der ästhetischen Gesichtsachsen

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a

b

Abb. 5a Registrierung der ästhetischen Gesichtsachsen mit dem
Ditramax-System.
Abb. 5b Markierung des Modells mit dem Ditramax-System.
Abb. 5c Das Ausgangsmodell, markiert mit dem
Ditramax-System.

c

„
Einstellung des Bipupillarachsen-Lineals auf Höhe der Augen des Patienten;
„
Ausrichtung der Unterkante des Lineals an der Mitte der beiden Pupillen;
„
Zentrieren des vorderen Teils mit einer Mikrometerschraube, um den vertikalen Bezugspunkt des Rahmens entsprechend der vertikalen Symmetrieachse des Gesichts zu positionieren. Verwendung der Pupillenabstufungen des Lineals für die vertikale Zentrierung
(mit der Mitte des Pupillenabstands als Referenz);
„
Posteriore Zentrierung des Rahmens, indem der Abstand zwischen den Extremen der
Camperschen Ebene und dem rechten und linken Tragus ausgeglichen wird;
„
Positionierung des Rahmens in anteroposteriorer Rotation, sodass die posterioren Stifte
parallel zur Camperschen Ebene angeordnet sind.
Nach Überprüfung aller Ausrichtungen und Zentrierung wurde die Vorrichtung aus dem
Mund der Patientin entnommen und wieder auf ihrem Träger abgelegt. Die Markierungsstifte für die Campersche Ebene wurden entfernt, eine Markierungsführung wurde in der
gewünschten Höhe auf den Rahmen gesetzt. Das Gipsmodell wurde entsprechend den
Eindrücken im Silikon auf der Bissgabel positioniert. Der Markierungsstift wurde in die Markierungsführung eingesetzt, und es wurde entlang einer Ebene parallel zur Bipupillarlinie
und Camperschen Ebene eine horizontale Linie auf dem Modell angezeichnet, gefolgt von
einer vertikalen Linie entsprechend der sagittalen Medianebene auf der Vorderseite des
Modells und auf der Oberseite des Sockels (Abb. 5b und 5c)
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Abb. 6a Wachsmodellation auf
dem markierten Modell.

a

Abb. 6b Aufsicht auf den
Modellsockel mit Markierung
der sagittalen Medianebene.
Die Integration eines Clips aus
Kunststoff ermöglicht das
Abnehmen des Modells von
der Artikulatorplatte.

b

Abb. 7 Ausrichtung des
Oberkiefers im kraniofazialen
Kontext: (li.) Horizontale und
vertikale ästhetische Gesichtsachse (gelb). (re.) Frankfurter
Horizontale (blau), Campersche Ebene (grün) und
ästhetische Ebene (rot).

Die mit dem Ditramax-System angezeichneten Linien wurden mit klarem Nagellack überzogen, damit sie sich während der Weiterbearbeitung im Labor nicht verwischen. Um die
Linie, die die sagittale Medianebene auf der Oberseite des Modells verkörpert, sichtbar
zu halten, wurde das Modell mit Split-Cast-Clips aus Kunststoff (Model-Lock, Eurodentis,
Mâcon, Frankreich) versehen, sodass eine Abnahme des Gipsmodells vom oberen Teil des
Artikulators (Artex, Amann Girrbach, Knoblach, Österreich) möglich war.

Gesichtsbogenregistrierung

Der Zahntechniker richtete sich bei der Wachsmodellation an den markierten Linien aus.
Die Inzisalkurve verlief von vorn gesehen parallel zur markierten Bipupillarlinie und von
der Seite gesehen parallel zur Camperschen Ebene. Die Interinzisalachse verlief parallel
zur markierten sagittalen Medianebene, ohne damit notwendigerweise übereinzustimmen
(Abb. 6a und 6b).
Die Ditramax-Markierungen ermöglichen eine korrekte räumliche Ausrichtung des Modells selbst dann, wenn der Zahntechniker es in der Hand hält. Diese Ausrichtung des Modells entspricht dem Bild, das der Zahnarzt beim Betrachten des Oberkiefers vor sich sieht.
Damit erhält der Zahntechniker den Eindruck, selbst direkt vor dem Patienten zu stehen.
Das Modell sollte entsprechend der ästhetischen Ebene betrachtet werden, die durch
eine horizontale Ebene am aufrecht stehenden und zum Horizont blickenden Patienten
bestimmt wird. Diese ästhetische Ebene liegt zwischen der Frankfurter Horizontalen und
der Camperschen Ebene, etwa 10° von beiden entfernt (Abb. 7).

Wachsmodellation

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Abb. 8 Die simulierte Position
des Oberkiefers im kraniofazialen Kontext entsprechend der
ästhetischen Ebene (rot)
entspricht einer Neigung von
10° gegenüber der Camperschen Ebene (grün). Der
Zahntechniker muss das
Modell so ausrichten, um die
individuellen Kurvaturen und
Längen der Schneidezähne
beim Lächeln korrekt zu
gestalten.

Abb. 9 Das auf dem Sockel
indexierte Modell erlaubt, das
Gesicht in der Sagittalebene
neu zu positionieren und
implementiert damit eine
Sichtachse, die von großer
Bedeutung für die Orientierung
des Kiefers im kraniofazialen
Kontext ist.

Die ästhetische Ebene lässt sich durch Trimmen des hinteren Teils des Modellsockels
im Winkel von 80° visualisieren (Abb. 8). Damit präsentiert sich dem Zahntechniker das
Modell, wenn es auf der Werkbank auf seinem Rand aufgestellt wird, entsprechend der
ästhetischen Ebene. Dies vermeidet Probleme mit einem zu hohen oder zu niedrigen Blickwinkel, die sonst großen Einfluss auf die Länge der zur modellierenden Zahnkronen haben
können.
Die Linie auf der Oberseite des Modells ermöglicht, dieses entlang einer Sichtlinie zu
betrachten, die mit der sagittalen Medianebene zusammenfällt (Abb. 9). Sie sorgt für eine
perfekte Ausrichtung der labialen Frontzahnflächen zur Gestaltung einer natürlichen Lichtreflexion, insbesondere im Bereich der mittleren Schneidezähne nahe der Symmetrieachse
des Oberkiefers.
Im vorliegenden Fall wurde der Verlauf des Gingivalsaums an Zahn 11 korrigiert, um das
Längen-Breiten-Verhältnis des Zahns zu verbessern und eine symmetrische Beziehung zu
Zahn 21 zu schaffen, was durch die horizontale Linie des Ditramax-Systems auf dem Modell
ermöglicht wurde. Aufgrund der vorgenommenen Markierungen entsprach die Wahrnehmung der Zähne und ihrer Orientierung genau dem intraoralen Erscheinungsbild, zum
Beispiel den etwas kürzeren Zähnen im linken Quadranten, insbesondere auf der Höhe von
Zahn 23 (Abb. 5c). Ohne diese spezifische Ausrichtung des Modells wäre der Zahntechniker versucht gewesen, die Okklusionsebene als horizontale Referenz heranzuziehen – mit
sämtlichen sich daraus ergebenden Fehlermöglichkeiten.
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b

a
Abb. 10a und b Klinische Überprüfung des Mock-ups.
Abb. 11 Röntgenbild von Zahn 11 (Ausgangssituation).

Ziel der ästhetischen Zahnmedizin ist ja nicht, das perfekt symmetrische Lächeln zu erschaffen, sondern ein harmonisches Zusammenspiel von Proportionen und Formen von
Zähnen, Weichgewebe, Lächeln und Gesicht. Es ist deshalb neben der strengen Symmetrie
im Bereich der mittleren Schneidezähne eine korrekte horizontale Ausrichtung der Inzisalkurve und vertikale Ausrichtung der Interinzisalachse erforderlich, aber man kann und darf
bei den Achsen der seitlichen Schneidezähne oder bei den Zahnzwischenräumen kreativ
sein und so ein individuelles Lächeln gestalten.6
Die klinische Validierung der Wachsmodellation durch eine Einprobe ist obligatorisch. Die
Einprobe ermöglicht dem Patienten, sich ein realistisches Bild von Position und Form der
künftigen Zähne zu verschaffen (Abb. 10a und 10b). Im Fall einer rein additiven Modellation ist diese Einprobe ohne Verformung des Modells möglich, wie im aktuellen Fall beim
Vorliegen einer klinischen Abrasion.7

Einprobe des Mock-ups

Extraktionen mit Sofortimplantation und Sofortbelastung mit einem Provisorium ist im
Frontzahnbereich nicht Standard. Bei einem starken Gewebephänotyp und einer gut erhaltenen und günstig ausgerichteten vestibuläre Ebene ist diese Versorgungsform jedoch
indiziert (Abb. 11).8 Eine im Labor angefertigte Bohrschablone, erstellt auf Grundlage der
Wachsmodellation, unterstützt die ideale dreidimensionale Positionierung des Implantats.

Insertion des Implantats
in Regio 11

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Abb. 12 Okklusale Ansicht
nach Sofortimplantation mit
palatinaler Positionierung des
Implantats und vestibulärer
Tunnelung des Bindegewebes.

Abb. 14 Das geformte
periimplantäre Gewebe sechs
Monate nach dem Eingriff.

Abb. 13 Die provisorische Versorgung.

Der Spalt zwischen Implantat und vestibulärer Kortikalis wurde mit einem langsam resorbierenden Biomaterial (Bio-Oss, Geistlich Biomaterials, Baden-Baden) ausgefüllt. Vestibulär
wurde mit einem gingivalen Bindegewebstransplantat (Abb. 12) getunnelt.9 Direkt vor Ort
wurde ein verschraubtes Provisorium angefertigt und außerhalb der Okklusion stehend
inseriert (Abb. 13). Dieses Provisorium ermöglichte eine perfekte Modellierung des transgingivalen Bereichs.

Zahnpräparation Nach sechs Monaten war das Implantat perfekt osseointegriert und das Weichgewebe vollständig ausgeheilt (Abb. 14). Anhand des ursprüngliche Behandlungsplans wurde ermittelt,
wieviel Substanz bei einem minimalinvasiven Ansatz für die Verblendung abzupräparieren
war.7 Anschließend wurden die Präparation und das indexierte Implantat im Doppelmischverfahren unter Verwendung eines doppelten Retraktionsfadens abgeformt, und zwar in
Open-Tray-Technik mit einer individuellen Transferkappe auf der Grundlage der anhand
des Provisoriums gewonnenen Daten (Abb. 15a bis 15d). Indem Wachs auf der Außenseite
des Wurzelemergenzprofils aufgebracht wurde, konnten die Informationen für die zweite
Abformung erhalten bleiben, bei der das gingivale Gewebe im Mittelpunkt stand.

Übertragung der
Ditramax-Daten
und Herstellung des
Arbeitsmodells

Die Herstellung des Arbeitsmodells ist im Kontext des zahntechnischen Vorgehens ein
wesentlicher Schritt. Die allgemeine Form des Arbeitsmodells, sein Sockel und die Achsen, entlang dessen die Stumpfmodelle herausgesägt werden, beeinflussen dessen optische Wahrnehmung, die sich auch auf die Gestaltung des Zahnersatzes auswirken kann.
Es ist vor allem wichtig, dass der Modellsockel aus dem gleichen Dentalgips (gleiche Farbe

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Abb. 15a Vergleichende
Ansicht des individuellen
Transferteils und der provisorischen Versorgung mit identischer transgingivaler Kontur.

a

b
Abb. 15b und c Klinische
Ansicht vor der Abformung.

c

Abb. 15d Abformung mit
indexiertem Implantat.

d

Abb. 16 Keramischen
Versorgung auf dem mit dem
Ditramax-System markierten
Arbeitsmodell.

und Konsistenz; hier: Fujirock Perla, GC, Leuven, Belgien) wie der Zahnbogen gegossen
wird. Nach dem Ausgießen und einer ersten Orientierung wurde das Modell mit dem
Ditramax-System markiert, sodass der Zahntechniker eine zweite Orientierung entsprechend den vorhandenen Markierungen durchführen konnte. Somit befand sich das Modell
in genereller Übereinstimmung mit den ästhetischen Gesichtsachsen. Besondere Aufmerksamkeit verdiente dabei die axiale Ausrichtung der Sägestümpfe – diese müssen parallel
zur vertikalen Markierung der sagittalen Medianebene verlaufen und damit automatisch
senkrecht zu den horizontalen Markierungen und zum Sockel. Eine Fehlausrichtung der
Sägestümpfe könnte sich äußerst ungünstig auf die spätere Interinzisalachse auswirken. Die
Interinzisalachse muss parallel zu der Markierung rekonstruiert werden, ohne damit notwendigerweise übereinzustimmen (Abb. 16). In der Seitenansicht wird das Modell parallel
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a

Abb. 17 Gewebeintegration der beiden Versorgungen der
mittleren Schneidezähne – einer zahngetragenen und einer
implantatgetragenen.
Abb. 18a und 18b Klinische Ansicht des rehabilitierten
Frontzahnbereichs.

b

zur Camperschen Ebene markiert, was bei umfangreicheren Rehabilitationen wichtige Informationen über die Lage der zu schaffenden Okklusionsebene liefert.
Damit hat dann der Zahntechniker alles an der Hand, was für eine tadellose Arbeit erforderlich ist.

Keramische Verblendung Die Verblendung wurde in Feldspatkeramik ausgeführt, die auf einem Einbettmassemodell aufgebracht wurde. Die Implantatversorgung selbst bestand aus einem gefrästen und
verblendeten Kern aus einem Zirkonoxidrohling (NobelProcera, Nobel Biocare, Zürich,
Schweiz). Die erfolgreiche Individualisierung der freien Ränder und der Zahnflächen erfordert vom Zahntechniker Erfahrung und Talent (Abb. 17).

Eingliederung Nach der Vorbereitung des Operationsfeldes wurden die Keramikverblendungen eine nach
der anderen adhäsiv befestigt. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die optimale Positionierung und die individuelle Ausgestaltung jedes einzelnen Kontaktpunktes gerichtet.
Die Entfernung von überschüssigem Adhäsiv ist ein wichtiger Arbeitsschritt und von nicht
zu unterschätzender Bedeutung für eine gute parodontale Integration der Versorgung. Die
Eingliederung der implantatgetragenen Versorgung ist im Vergleich unkomplizierter. Nach
Überprüfung der Kontaktpunkte wurde die Zirkonoxidkappe mit einem Drehmoment von
30 Ncm fest verschraubt. Anschließend wurde die funktionale Integration überprüft. Einige
Wochen später konnte man sich dann auch ein Urteil über die Gewebeintegration der Versorgungen bilden (Abb. 18a bis 18d, 19a bis 19c und 20).
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c

d

a

b

Abb. 18c und d Röntgenaufnahme 4 Jahre nach Abschluss
der Behandlung.

Abb. 19a bis c Lächeln der
Patientin.

c

Wie präzise das Dentallabor über die Lage der ästhetischen Gesichtsachsen des Patienten
unterrichtet wird, ist von entscheidender Bedeutung für den ästhetischen Erfolg einer Versorgung. Bei Verwendung eines Gesichtsbogens lässt sich das Modell exakt im Artikulator
ausrichten und positionieren, entsprechend den anatomische Referenzlinien.
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Diskussion

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Abb. 20 Die Gesamtaufnahme
des Gesichts dokumentiert die
ästhetische Integration der
Versorgung.

Diese Positionierung – für die Okklusion ja von größter Bedeutung – stellt aus ästhetischer Sicht oft eine Fehlerquelle dar.10,11 In der Tat kann bei 30 % der Patienten ein mehr
oder weniger ausgeprägter Mangel an Parallelität zwischen der Bipupillarlinie und der
Frankfurter Ebene beobachtet werden, mit der klinischen Konsequenz einer mangelhaften
ästhetischen Integration der prothetischen Versorgung.10 Betroffene Kronen stehen dann
beispielsweise trotz korrekter Position im Artikulator im Mund des Patienten schräg. Dies
zwingt den Zahntechniker, die Formen und Linien der Zähne zu modifizieren und dadurch
einen großen Teil der mühsam erzielten Charakterisierung der freien Kanten zu zerstören.
Durch immer weitere Brennzyklen verschlechtert sich auch das ästhetische Erscheinungsbild der keramischen Restauration. Im Extremfall muss der Zahntechniker die Restauration
sogar völlig neu anfertigen.1
Das mit dem Ditramax markierte Modell kann in Artikulatoren beliebigen Typs mithilfe
einer herkömmlichen Gesichtsbogenregistrierung einartikuliert werden, ohne jegliche Modifikation der okklusalen Gegebenheiten. Diese Einartikulierung ist wichtig bei umfangreichen prothetischen Versorgungen und bei vorhandenen Versorgungen im Frontzahnbereich, bei denen eine Feinjustierung der Zahnführung vorgenommen werden soll. Damit
hat dann der Zahntechniker sämtliche Informationen zur Verfügung, die benötigt werden,
um Versorgungen herzustellen, die aus ästhetischer wie funktionaler Sicht perfekt integriert
sind.
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Die prothetische Versorgung und Wiederherstellung von Frontzähnen stellt aufgrund der
exponierten Lage eine große ästhetische Herausforderung dar. Die ästhetische Diagnose
stützt sich auf die Relation der Zähne zu Zahnfleisch, Lippen und Gesicht des Patienten.
Das Ditramax-System ist in der Lage, die Bipupillarlinie – die die horizontale ästhetische Referenzachse ist – auf den bukkalen Bereich zu projizieren. Dadurch werden entscheidende
ästhetischen Abweichungen sofort erkannt, und es kann eine Behandlung geplant werden,
die eine harmonische Relation zwischen Zähnen, Zahnfleisch und Lippen erzeugt, die sich
für den Betrachter natürlich und nahtlos in das Gesicht einfügt. Neben der diagnostischen
Bedeutung ist auch die Übermittlung aller Bezugsachsen an das Labor ein technischer Fortschritt und reduziert die Zahl der Fehler bei der Zahnaufstellung. Die zuverlässige und
reproduzierbare Projektion der Camperschen Ebene, der Bipupillarlinie und der sagittalen
Medianebene auf das Modell, fast unmittelbar im Arbeitsbereich, erleichtert die Arbeit des
Zahntechnikers und ermöglicht vorhersagbarere ästhetische Ergebnisse.

Schlussfolgerung

1.
2.
3.

Literatur

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Dr. Patrice Margossian
Universitätslektor
Privatpraxis für Parodontologie und Implantologie
Schulungszentrum Smile-Concept.com
232, avenue du Prado
13008 Marseille
Frankreich
E-Mail: pm@patricemargossian.com

Per N. Döhler, Barendorf

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Übersetzer

Quintessenz Zahntech 2017;43(5):592–604

Le Docteur Patrice Margossian est Chirurgien dentiste à Marseille, spécialisé dans les implants dentaires, greffes osseuses, greffes de sinus et greffes de gencive

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